Heute lade ich euch ein wieder mit mir auf Tour zu gehen. Dieses Mal verschlägt es mich nach Verdins und darf mich im Gästhaus von Sabine Auer umschauen, ihr beim schaffen über die Schulter schauen und in ihre Welt zwischen Gastgeberin und Künstlerin eintauchen.
Es ist kurz vor drei und ich parke die kleine gelbe Panda vor dem Gästehaus Klotznerhof. Da ich Sabine schon länger kenne, ist es neben dem Hintergrund von „Land und Leute“ auch ein Besuch bei einer Freundin. Wir sehen uns nicht oft..- Arbeitsbedingt und im Winter wegen meiner Faulheit und meinem Bedürfnis nach Winterschlaf. In diesem Winter wäre es anders. Der Drang, sich mit Menschen zu treffen und sich auszutauschen ist größer, doch Corona schränkt uns ein und so achten wir auch bei diesem Treffen auf Abstand.
Freundschaft kennt keine Zeiten
Gleich nach meiner Ankunft mache ich eine Runde auf dem Parkplatz. Ja man sieht, dass man sich nicht auf einem 0815 Parkplatz befindet. Handgemalte Tiere ziehren den überdachten Teil des Parkplatzes, natürlich im Sabine Auer Style.
Ich klopfe an, wohl etwas zu zaghaft, denn es tut sich nichts hinter der Tür. Doch so schnell nochmal klopfen? Frau will ja nicht ungeduldig erscheinen und begutachtet inzwischen den Ausblick. Faszinierend, wie die gleiche Bergkette von Verdins aus anders aussieht und ich fange an zu spekulieren: Ist das nun die Mutspitze oder nicht? -Ja, Schande über mein Haupt, den Berg den ich täglich seh, und dann das.. nun ja, egal- ich werde jetzt wohl doch noch mal kl… *SCHRECK*, grad als ich mich umdrehen und ein zweites Mal klopfen will, schaut Sabine durch die Verglasung.
„Haha, hab ich dich erschreckt? Das wollt ich nicht;“ strahlt sie mich an:“ mir war so als hätt ich´s klopfen gehört, komm rein.“ Sabine bittet mich in ihren Wohnbereich und wir setzen uns kurz. Man sieht, sie war schon im Atelier, Hose und Pullover sind mit Farbe bespritzt. So stelle ich mir eine Künstlerin vor.
Wir sprechen über die letzte Zeit und über unsere Familien, dass uns Corona zusetzt und doch, wie glücklich wir sein können, genau hier zu wohnen. Ein Dach über dem Kopf, die Familie im Haus und gesund. Ja, da sind wir uns einig. Aber auch unsere Sorgen verbinden uns und dann doch wieder unser Optimismus. Ein Auf und Ab der Gefühle.
Sabine klatscht in die Hände: „Na, du bist doch nicht nur zum „Ratschn“ da.“ Auf ins Atelier. Sie geht voraus und ich folge unauffällig, begutachte unterwegs die Bilder an der Wand. Über die Schulter erklärt sie mir, dass sie schon mal angefangen hat.
Das Atelier
Das Atelier ist ein großer langgezogener Raum, mit Aussicht auf das Freibad vom Klotznerhof und die Bergwelt dahinter. Leinwände und Farbtöpfe reihen sich aneinander. Gemahlene Bilder, eine Staffelei mit Noten drauf und auf einer Couch liegt ein Saxophon. Wer hier wohl spielt?
Auf dem Boden liegt eine 6m lange Leinwand, zu 3/4 eingerollt. Auf dem einen 1/4 schauen mir Figuren entgegen. Sabine beginnt zu malen.
„Das ist mein Coronabild“:sagt sie, unterbricht ihre Arbeit aber nicht. Als ich frage was es damit auf sich hat, schmunzelt sie: “ das sage ich dir dann, wenn es fertig ist.“
Wir beginnen unser Interview und ich lerne Sabine nach all den Jahren von einer anderen Seite kennen. Neben ihrer Tätigkeit als Künstlerin ist sie auch Gastgeberin und führt nun seit vielen Jahren die Pension ihrer Eltern weiter. Gekonnt verbindet sie Tradition und Moderne und überrascht ihre Gäste gerne mit Kleinigkeiten, die man so nicht mehr allzu oft findet.
Die Gäste, die jetzt nicht da sind. Ihr fehlt der Austausch, der Schwung und die Leichtigkeit und das Leben in ihrem Haus. Und natürlich auch das Einkommen. So ehrlich muss man sein. Als ich sie nach ihrem Wunsch frage, hört sie auf zu malen, setzt sich auf ihre Füße und schaut mich an:“ Mein Wunsch? Hm…dass es weitergeht. Das der Betrieb in der Familie bleibt. Wir brauchen nicht viel im Leben. Es soll nicht größer werden. So klein soll er bleiben, mit viel Zeit für meine Gäste.“ Dann malt sie weiter.
Genuss im Mittelpunkt..
Ein wichtiger Teil im Leben von Sabine Auer ist der Genuss und die Freude am Leben, was beides für sie in direktem Zusammenhang steht.
Sie erzählt mir davon. „Ja, da gebe ich dann auch gerne mal ein wenig mehr Geld aus,“ strahlt sie mich an und während dem Malen fängt sie an zu schwärmen, ihre Augen glänzen. „Ja, es gibt doch nichts schöneres, als mit Menschen zusammen zu sein, gemeinsam zu kochen, oder auch nur beisammen zu sitzen und über alles mögliche zu reden, gar zu philosophieren. So lernt man sich kennen und die Sichtweisen anderer.“; den Blick konzentriert auf ihrem Gemälde. „Wos men ghob hot, hot men ghob.“ Ja, da hat sie wohl recht- was man hatte, hatte man und die Erinnerungen und Momente kann einem keiner mehr nehmen.
Der Tag geht dem Ende zu..
..und ich mache mich langsam auf dem Weg nach Hause. Wie immer ist die Zeit verflogen, doch ich nehme viele Eindrücke mit, viele Gedanken und ich hoffe, dass sich die Zeiten wieder ändern und wir uns wieder anders begegnen können.
Die Gastgeberin Sabine Auer im Detail
Sabine Auer ist 46 Jahre jung, lebt gemeinsam mit ihren zwei Söhnen und ihrem Lebensgefährten in Verdins. Sie hat ihr Kunststudium 1998 abgebrochen um ihre Eltern im Betrieb zu unterstützen. Seit 2010 hat sie den Klotznerhof übernommen und bringt Kunst und ihre Freude als Gastgeberin gekonnt unter einen Hut. Mehrmals jährlich finden Kunstworkshops in ihrem Atelier statt.
Besonderes Augenmerk legt sie auf Regionalität und sowie die Finesse der Einfachheit. Tradition und Moderne sind ihr gleichermaßen wichtig und verbindet dies auf gekonnte Art und Weise. Erholung sucht Sabine in der Natur und findet sie unter anderem beim Austausch mit ihren Freunden.
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